Den BILDBlog kennt ja wirklich so ziemlich jeder. Den Rainer Meyer auch. Der wohnt übrigens in Ingolstadt, wo ich mich dann doch nicht hinbewerbe. Da kann ich ja gleich nach Arolsen ziehen. Doch ich schweife ab...
Der Spiegel füllt sein Sommerloch mit Bloggerstories.
Diese Photostrecke läuft unter dem Titel "Niggemeier & Co.: Fünf deutsche Starblogger". Da aber der BILDBlog, wie man lernt, von zwei Leuten betreut wird, von denen nur Niggemeier selber regelmässig von den gängigen Online-Medien zitiert und vorgeführt wird, finde ich das eindeutig geschummelt und zweideutig langweilig. Es werden ja nur vier Blogs vorgestellt (ok, fünf, aber Don Alphonso läuft auch doppelt). Der Ansatz ist zwar nett, aber die Umsetzung hätte wirklich besser sein können. Oder will uns die Redaktion ernsthaft weismachen, nur diese paar Männekens, berühmt oder berüchtigt, seien Deutschlands Lösungsansatz zu diesem Problem: "unpolitisch und rechthaberisch, selbstbezogen und unprofessionell" seien die hiesigen Blogger, und um zu dieser
weltbewegenden Erkenntnis zu gelangen, braucht es gleich drei unterbeschäftigte Redakteure. Don Alphonso bringt es auf den Punkt, wenn er sich darüber ereifert, dass es einfach nicht genug andere wie ihn gibt in der Blogosphäre.
Ich finde es ironisch, dass dieser Artikel mal wieder zum verlässlichen Vergleich Deutschland gegen die USA greift und dabei nicht davor Halt macht, Gegensätzliches als Begründungen für einander anzuführen. Dass die USA schon vom Populationsvolumen Deutschland haushoch überlegen ist, wird gern vergessen. Dass nicht alles Gold ist, was im Internet glänzt, auch, denn "Amerikaner lieben es, über sich selbst zu reden. Je weniger sie wissen, desto mehr wollen sie diskutieren", so Ken Layne von
Wonkette, und er hat recht. Weiter heisst es, "Bei vielen Blogs werden Themen oft nur kurz angerissen, und schon füllen sich in Windeseile die Kommentarspalten. "Lautes, idiotisches Geschrei", sagt Layne darüber." Aha. Und von der Sorte brauchen wir unbedingt mehr? Ken Laynes Argument folgt der Popularität von Reality Shows in Radio und Fernsehen. Wenn das nun ein Motivationskriterium für die steigende Beteiligung am Bloggen ist, dann sind wir ja auf dem besten Wege, die Amis einzuholen. Man betrachte nur mal das Wochenprogramm von RTL.
Der ebenfalls zitierte Jan Schmidt vom
Hans-Bredow-Institut für Medienforschung trifft vermutlich den Nagel am ehesten auf den Kopf wenn er sagt: "Dass in Deutschland die breite Masse und nicht bloß ein paar Freaks das Gefühl bekommen, die etablierten Medien bieten nicht genug, ist unwahrscheinlich." Besonders kritikfähig sind wir schon lange nicht mehr, und die BILD-Zeitung ist die meistgelesenste Tageszeitung.
Hm. Da hat mich eben die Inspiration gestochen. Aber bevor ich da nun vollends auf mein Seifenkistchen steige und meine Theorie dazu ausbreite, muss ich erst nochmal ein bisschen nachdenken...
In der Zwischenzeit möchte ich diese Frage an meine schweigsame Leserschaft stellen: welche Blogs haltet Ihr für einflussreich? Welche empfehlt Ihr weiter? Falls sich jemand traut, bitte unten kommentieren.
**Update**
Wie sich politische Blogger in den USA bei der
Netroots Nation auf den bevorstehenden Wahlkampf vorbereiten, kann man in
diesem Artikel nachlesen.
**Update No.2**
Von wegen machtlose, unpolitische Blogger! Seit heute haben wir unsere ersten Leitfiguren im Kampf um internationale Anerkennung, denn "Blogger stürzen ARD-Gesundheitsguru", tönt Johannes Kuhn von der
Zeit online. Schade nur, dass wir unseren Helden anonym huldigen müssen.